Dank der Untact-Strategie – kein Lockdown, intakte Wirtschaft, trotzdem relativ wenige Todesfälle – Südkorea ist dort, wo Deutschland gerne sein würde. Das ist kein Zufall: statt mitten in der Corona-Pandemie eine neue Normalität zu fordern, bereitet sich die koreanische Wirtschaft schon seit Jahren auf eine Krise vor. Mit Erfolg.
Ein Blick nach Südkorea
Die Emerging Markets haben sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Das zeigt sich in der derzeitigen Krise besonders deutlich. Vielleicht, weil es nicht die erste Notlage ist, die die Region durchläuft. Bereits 2015 kam es infolge der MERS-Krise, dem sogenannten „Nahost-Atmungssyndrom“, zu tiefgreifenden Anpassungen des Wirtschafts- und Gesundheitssystems.
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Doch ein Land sticht sogar unter diesen vorbildlichen Krisengewinnern hervor: Südkorea. Hier gibt es keinen Lockdown – trotz 50 Millionen Einwohnern und einer relativ hohen Bevölkerungsdichte, besonders in den Metropolen.
Was war anders als in Deutschland? Wieso diskutieren wir über die zweite Welle, während Südkorea sich wie selbstverständlich im Homeoffice einrichtet?
Zwei Gründe:
- Das südostasiatische Land gilt schon seit Jahren als Vorreiter in Sachen technischer Infrastruktur. Der Wechsel vom Büro nach Hause war für die meisten Einwohner kein Problem – sondern Alltag. Und auch das Gesundheitssystem wurde für den Krisenmodus technologisch ausgerüstet: Die Behörden können die Infektionsketten minutiös nachvollziehen.
- Außerdem verfolgt das Land seit vielen Jahren eine umsichtige Wirtschaftspolitik, die Staatsverschuldung ist gering. Ein Ergebnis der vorbildlichen Krisenpolitik der südkoreanischen Regierung sowie des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Diese Säulen des Erfolgs resultieren in einer Strategie, die schon weit vor Corona geprägt wurde.
Intakt dank Untact-Strategie
Der koreanische Staat unternimmt einen nationalen Vorstoß zur Umgestaltung seiner Wirtschaft. Grundlage ist ein Konzept, das als „Untact“ bezeichnet wird.
Eine politische Agenda, die nicht neu ist. Das Wort „Untact“ wurde bereits in 2017 von Forschern für Verbraucherstudien in Korea geprägt, um den nicht vorhandenen persönlichen Kontakt in einer zunehmend virtuellen Welt zu bezeichnen. Kontaktlose Zahlungen, Online-Kioske und Selbstbedienung spielen hier unter anderem eine Rolle.
Im Kern wird der Prozess der Reduzierung des direkten menschlichen Kontakts durch digitale Schnittstellen beschrieben, der Menschen zunehmend online interagieren lässt und in Unternehmen ganzheitliche automatisierte Prozesse im Zusammenhang mit Robotic setzt. Also nicht nur weniger Kontakt, sondern Untact – gar kein Kontakt.
Jobkiller Untact?
Automatisierung, die den Einzelhandel ersetzt. Was sich wie eine Jobkiller-Initiative anhört, soll aber gleichzeitig 1,9 Millionen neue Jobs bis 2025 schaffen.
In diesem Zusammenhang hat die koreanische Regierung unter Präsident Moon Jae-in ein Programm mit dem Namen „New-Deal“ ins Leben gerufen. Mit einem Budget von 133 Milliarden Dollar soll der Wirtschaftsplan den Aufbau von „kontaktlosen Industrien“ fördern. Dazu zählen beispielsweise virtuelle Büros, der Online-Handel kleiner Unternehmen, aber auch das Gesundheitswesen und die Pflege von Senioren.
Darüber hinaus finden Investitionen in Fernarbeitssysteme für über 150.000 Unternehmen, eine Hochgeschwindigkeits-Internetinfrastruktur zur Verbindung von über 1.500 landwirtschaftlichen Betrieben bis hin zu Fischerdörfern und Tablet-PCs für mehr als 230.000 Studenten statt.
Kurswechsel jetzt! Nach Vorbild Südkorea.
Bereits vor Corona war eines klar: Deutschland braucht einen Kurswechsel. COVID-19 hat das nur allzu gut verdeutlicht.
Mitten in der Krise auch noch diesen Turn zu bewältigen, ist schwer. Südkorea hat es schlauer gemacht: Bereits vor der Pandemie hat sich das Land auf mögliche Krisen vorbereitet. Der Schlüssel? Investitionen in Technologie und eine kontaktlose Gesellschaft. Also das, was auch Deutschland seit Jahren als die Zukunft anerkannt – und doch nicht handelt.
Dennoch ist es gerade jetzt nötiger als je zuvor, Geld in die Hand zu nehmen. Nicht nur, um die Wirtschaft wieder aufzubauen. Sondern, um sie stärker aus der Krise hervorgehen zu lassen. Mit einer besseren Infrastruktur, einer neuen Mentalität und einem Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt.
Es ist Zeit für ein neues und zeitgemäßes Technologieverständnis – quer durch alle Bereiche in der Gesellschaft und in den Unternehmen! Es gilt vor allem, neue digitale Geschäftsmodelle, Kommunikationsformen und visionäre Ideen in der gesamten Breite in die Tat umzusetzen.
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